venerdì 12 giugno 2009




ZU BESUCH BEI GEORG RATZINGER

REPORTAGE
Regensburg, Donnerstag 18. Oktober 2007

Als wir vor dem Haus von Monsignore Georg ankamen, nach einer ruhigen Bahnreise trotz des Lokführerstreiks war es schon nach 13 Uhr: An der Türe angekommen, hat Michelle mehr als einmal geklingelt. Wir haben ein wenig abgewartet, denn niemand kam um die Türe zu öffnen. Aber während wir, ein wenig desillusioniert noch darüber diskutierten, dass es wohl besser sei, erst einmal weg zu gehen und es später noch einmal zu versuchen und darüber hinaus auch noch das Licht über der Eingangstür ausging und wir fast schon die Hoffnung verloren hatten, erschien plötzlich Frau Heindl am Steuer eines großen Automobils, dass sie sogleich in der angrenzenden Garage abgestellt hat. Als sie dort hinauskam hat Michelle sie aufgehalten und ihr erklärt, wer wir sind und aus welchem Grund wir [nach Regensburg] gekommen sind. Überhaupt nicht überrascht und eigentlich auch ein wenig kühl hat Frau Agnes Heindl uns dann gesagt, dass sich Monsignore seit kurzem in die obere Etage zurückgezogen hat um sich auszuruhen oder ein Nickerchen zu machen, aber sie hat uns zugesichert, dass sie ihn fragen würde, ob er uns empfängt. Nach wenigen Minuten bangen Wartens ist sie zurückgekommen, hat uns hereingebeten und uns gesagt, wir mögen es uns doch bitte bequem machen. Fast ungläubig im Bezug darauf, was gerade mit uns passierte, warfen wir uns einen flüchtigen Blick zu und gingen still mit angehaltenem Atem ins Haus hinein. Wir gingen zuerst durch Halbschatten den kleinem Vorraumes auf einem roten Läufer der sich unter der großen Holztreppe befand, um dann in einem kleinen Salon zu gelangen, der sich direkt neben der einfachen und schmucklosen Küche befand, die teils noch völlig verstellt war mit den Tellern des Mittagessens. Auf dem runden Tisch inmitten des kleinen Zimmers habe ich gleich einen Teller entdeckt, der noch nicht weggeräumt worden war und davor eine Flasche Wein (oder Likör) und, ein wenig traurig habe ich mich sofort gefragt, ob Monsignore dort wohl ganz alleine zu Mittag gegessen hat. Oder war es etwa seine Haushälterin oder aber, handelte es sich dabei um die Überreste einer Süßspeise, die einem Besucher des Hauses angeboten worden war. Während Michelle und Siegfried; ein französisch-deutsches Paar, das [Gloria und] ich im letzten Sommer in Lorenzago kennen gelernt hatte[n], in Erwartung von Monsignore Georg ganz ruhig auf ihren Plätzen saßen, wollte ich ein wenig umhergehen und mich in dem Zimmer genauer umschauen, ein Zimmer, dass ich schon auf unzähligen Fotos gesehen hatte: ich war auf der einen Seite überrascht, aber auf der anderen Seite war ich durch die Fotos irgendwie auch mit dem Zimmer vertraut und bewegte mich auch dementsprechend. Anstatt einer gewissen Anspannung, die ich eigentlich von mir erwartet hätte, bin ich sehr ruhig und empfinde einen tiefen Frieden, während ich mich noch ein wenig im Zimmer umsehe. Auf dem schmalen Sims des erloschenen Kamins habe ich ein gemaltes Porträt von Monsignore wieder erkannt, auf dem er Klavier spielt und dass wahrscheinlich bereits vor mehr als zehn Jahren angefertigt wurde und darüber, jenes, das von den drei Geschwistern im Garten [des Hauses] von Pentling gemacht wurde, in einem netten silbernen Rahmen. In diesem schwachen Licht vermochte ich nur noch den Kardinal und seine Schwester zu erkennen, denn genau in diesem Moment kam Monsignore Georg Ratzinger in Person durch die vormals geschlossene Tür. Ich drehte mich langsam zu ihm um, ich weiß nicht, ob ich mir eine eventuelle Enttäuschung hatte ersparen wollen oder aber um die Erfüllung meines Traumes einen Augenblick länger auszukosten, denn nichts hatte ich mir so sehr gewünscht, als Monsignor Georg zu treffen und deshalb brachte in diesem Moment nur noch ein spontanes, freudiges "OOOHH!!!" hervor, voller Verwunderung und Rührung ... Höher an der Wand hängend entdecke ich zuvor noch das offizielle Portrait von Papst Benedikt XVI. Von robustem Körperbau, die wirren, etwas langen Haare von einem sehr intensiven, fast leuchtendem Weiß, berühren fast den Kragen des Clergyman (Priesteranzug) Sein Kopf ist leicht nach vorn geneigt, hat sein Gesicht die gleiche Hautfarbe wie das seines Bruders. Er hat zwei riesengroße, dunkle Augen, die so dunkel sind wie Pech, die aber leider Gottes einen fixen Punkt vor sich anstarren, während er einem aufmerksam zuhört. Michelle hat sich zuerst an ihn gewandt und ihm nochmals erklärt wer wir waren und hat ihm vor allem von mir erzählt und von meiner [hier voran stehenden] Geschichten-Sammlung, die ich ihm vor längerer Zeit hatte zukommen lassen und sie hat ihm auch von unserem gemeinsamen Besuch in Lorenzago erzählt. Ah, ja, ja!... Lorenzago, Lorenzago...- hat Monsignore wiederholt, während Michelle mit den Erklärungen vorfuhr und ihm den Inhalt unserer mitgebrachten Geschenke ausführte. Béatrice hat ihm eine Musik-CD geschickt mit geistlicher Musik des französischen Komponisten Marc-Antoine Charpentier, zusammen mit einer schönen Karte in der sie ihm vom schönen Elsass erzählt. Michelle hat ihm ein Glas mit selbst gemachter Marmelade mitgebracht und Wein aus ihrer Region und ich jene gelblich-beige Duft-Kerze in Form einer Rose, die ich ihm in einer schönen roten Schachtel zusammen mit den beiden Versionen (italienisch und deutsch) meines kurzen Begleitbriefes überreicht habe. "Buongiorno!" habe ich schließlich gesagt, als ich mich ihm ein wenig ängstlich näherte und ihm die Hand gab "Buongiorno!" hat er mir in einem weichen aber korrekten Italienisch geantwortet, während eine große, warme Hand die meine mit freundlicher Diskretion berührte. Mit gerührter Verlegenheit, versuche ich mein Geschenk in seine Hand zu legen, seine Hände sind in der Zwischenzeit fragend offen geblieben, er hat den durchsichtigen Umschlag von mir in der Hand – von dem er nicht weiß ob er ihn nun ablegen soll oder weiterhin in der Hand behalten, wie ich aus den unschlüssigen Bewegungen seiner großen Finger erkennen kann – denn der Umschlag rutscht in seinen Händen hin und her. “Sprechen Sie Deutsch?” fügt er hinzu und wendet sich wieder an mich, mit einer leisen, aber doch klaren Stimme, fast vertraulich, ohne aber in diesem Moment eine Antwort von mir zu erhalten. Wie hätte ich ihm auch in diesem Augenblick erklären sollen, dass es mir nicht möglich war, all das was ich ihm hätte sagen wollen ins Deutsche zu übersetzen? Aber ich bin mir sicher, dass er das auch so verstanden hätte. “Kommen Sie aus Trient?” fährt er sehr höflich fort, aber ich merke gleich, dass er dass, was Michelle ihm gesagt hatte, wohl falsch verstanden hat. Er hat schlicht und ergreifend die Städte Triest (Trieste) und Trient (Trento), verwechselt, aber die beiden Städte hören sich aber im Deutschen auch verflixt gleich an. Ein wenig enttäuscht, gelingt es mir nur noch “… Nein! ... Aus Triest!”, zu flüstern, wenn man sich aber vor Augen hält, das er, ohne es zu wollen die beiden Städte durcheinander geworfen hatte, machte mich dieser Umstand aber doch irgendwie glücklich. “Ah, aus Triest…” wiederholt er nochmals, als wäre es ein Echo. Ich verstehe noch, dass er sich plötzlich erinnert, dass Triest gar nicht so weit von Österreich entfernt ist und das er auf diese Nähe anspielt und wollte gerne noch etwas sagen, dass meine Heimatstadt mit Bayern verbindet, so als ob wir etwas gemeinsam hätten ... Unser Gespräch wird hier aber leider unterbrochen. Vielleicht hätten wir einander wirklich noch etwas erzählen wollen … Frau Heindl, die unser Gespräch gehört hat, nennt sogar noch die Stadt Udine. Siegfried fragt ihn, ob er von uns ein Erinnerungsfoto machen darf und deshalb stellen wir uns hinter dem großen Tisch auf. Jetzt steht ich also direkt neben Monsignore, was mich sehr glücklich macht und mir fällt auf, dass ich ihn mit meinem linken Arm quasi spontan umarme, während mit größter Vorsicht meine Fingerkuppen den Stoff seines Jackett berühren als ich seinen Rücken umschließe ... Plötzlich sehe ich wie Monsignore kurz weg geht um in den Raum zur Linken zu gehen und dabei erwähnt er den “Heiligen Vater” und holt schnell drei geweihte Rosenkränze hervor, die er nun in seiner Hand hält. Ich beobachte ihn zärtlich und es tröstet mich zu sehen, dass er sich doch mit genug Leichtigkeit im Innern seines Hauses bewegen kann, wenn auch mit langsamen und ein wenig wackeligen Schritten, ohne dass er dabei auf einen Stock zurückgreifen muss. Verschlossen in ihrem Etui aus Kunstleder ist ein grüner, ein brauner und ein blauer Rosenkranz mit dem Emblem des päpstlichen Wappens. Es sind die gleichen, die für gewöhnlich der Heilige Vater verteilt. Hocherfreut über dieses unerwartete und kostbare Geschenk, nehmen wir sie schnell aus der großen Hand, die er selbst mit demütigem Stolz uns hinhält. “Grazie!” ruft ein wenig unvorhergesehen Monsignore in diesem Moment aus. Dies wurde auf dem Fuß gefolgt von den Worten: “Tutto bene, tutto bene!” (Alles Gut, alles gut) mit der Betonung auf dem “e”. Ich erkenne in diesem Satz denselben Ausdruck wieder, den er selbst im letzten April einer italienischen TV-Journalistin während eines Interviews erwähnte, anlässlich des 80. Geburtstags des Heiligen Vaters und das bringt mich dazu, zärtlich zu lächeln. Aber weder Siegfried noch Michelle sprechen ein Wort Italienisch und deshalb darf ich davon ausgehen, dass diese Worte ganz allein mir gegolten haben … Sicherlich wären wir gerne noch ein wenig länger aufgehalten, aber wir wollten die Generosität von Monsignor Georg nicht überstrapazieren. “Herr Kapellmeister, es war eine Freude!!! sagt daher mit sichtbarem Enthusiasmus Michelle, verabschiedete sich von ihm und hat noch einmal seine Hand genommen. Er bestand weiterhin auf den Gebrauch des Italienischen und auch ich sagte: “Arrivederci!” mit ein wenig Wehmut, aber ich wünschte es mir wirklich, dass ich ihn noch einmal wieder sehen könnte. “Arrivederci” sagt Monsignore herzlich und neigt seinen Kopf ein wenig in meine Richtung. Wir stehen nun in einer Reihe wieder an der Tür. Als ich fast schon an der Tür stehe, höre ich noch wie er noch auf Italienisch hinzufügt: “Buon viaggio!” (Gute Reise!) “Grazie!” (Danke!) rufe ich überwältigt und überrascht zurück, damit er es auch klar versteht … Aus einem Impuls heraus würde ich gerne zurückgehen und ihn zärtlich berühren wollen … Aber ich reiße mich zusammen … Mit größtmöglicher Beherrschung erreiche die Türe ohne mich noch mal umzudrehen. “Incroyable!!! Incroyable!!!” (“Unglaublich!!! Unglaublich!!!”) ruft Michelle jubelnd aus als wir gerade wieder draußen sind. Unvorhergesehenerweise umarmt sie mich und fragt mich auf Deutsch: “Bist Du jetzt glücklich?” vielleicht auch weil auf meinem Gesicht, die so intime und herzergreifende Zufriedenheit sich bereits in sichtbare Melancholie verwandelt hat … “Du hast nun eine schöne Erinnerung!!!“ [Danach sahen wir uns noch ein wenig in der Stadt um:] Sehr viel kleiner als sie mir auf den Bildern vorkam ist die wunderschöne ”Alte Kapelle”, wo wir noch ganz verträumt hineingehen, es ist ein Überfluss, eine Pracht in Gold und Stuck. Eine enge Holztür weißt den Weg in den Raum wo, die neue Orgel steht, die der Papst im letzten Jahr geweiht hat, aber ein Besuch des Raumes ist nicht erlaubt. Nur wenigen Passanten begegnen wir zu dieser nachmittäglichen Stunde, vielleicht auch, weil es immer noch regnet und ein leichter, kalter Wind pfeift. Jetzt erhebt sich vor uns der imposante und schwere Silhouette des grandiosen gotischen Domes von Sankt Peter, von den hohen Zinnen der Kirchturmspitzen. Das Dunkel des asketischen Innern, unterteilt von den typischen Kirchenschiffen durch Spitzbögen, ist suggestiv erleuchtet nur durch die zauberhaften vielfarbigen Kirchenfenster und erwärmt vom zittrigen Licht der wenigen angezündeten Kerzen. In der kleinen Kapelle neben dem Hochaltar, genau dort wo Monsignor Ratzinger über Jahrzehnte hinweg mehrere Generationen der kleinen Sänger, „seiner“ berühmten „Regensburger Domspatzen“ leidenschaftlich und meisterhaft dirigiert hat, knien wir uns alle drei hin um ein leidenschaftliches und dankbares Gebet zu sprechen. Auf dem Boden der gleiche Teppich, die gleichen Stühle stehen aufgereiht an der Wand: Es scheint mir fast, als ob ich sie während eines Auftritts sehe … In der Altstadt reihen sich die eleganten und historischen Gebäude aneinander. Von der “Steinernen Brücke” aus bewundere ich zum ersten Mal die turbulenten Wasser der Donau und wiederholt posiere ich für die unzähligen Fotos vor ebenso vielen unvergesslichen Ansichten. Als wir über das andere Brückengeländer schauen werden wir Zeuge eines Spektakels, dass ich noch nie vorher gesehen hatte: eines doppelten Regenbogen. Wir laufen durch die romantischen Gässchen des schönen Regensburg, die sich bis zu den Überresten des “Tores der Prätorianer / Porta Prätoria”, eines der ältesten römischen Bauwerke in ganz Deutschland. Dann wird es Zeit für uns eine Pause zu machen. Unsere Wahl fällt auf das altehrwürdige “Prinzess Confiserie Café Boutique”, eine Jahrhunderte alte Konditorei Jahrhunderte von 1676, die nur wenige Meter vom mittelalterlichen Komplex des ”Alten Rathauses” entfernt liegt. Es ist ein authentisches Juwel eleganter Raffinesse, hier erfreut sich nicht nur der Gaumen. Angenehm eingetaucht in die magische Atmosphäre, den Gedanken an das erlebte nachhängend und sehr von dem gedämpften Teesalon beeindruckt, in dem die weit zurückliegende Vergangenheit noch akkurat bewahrt wird in den authentischen Einrichtungsgegenständen und im Hausrat der Epoche, genießen wir mit der nötigen Ruhe das große Stück Kirschstrudel, mit – was auf gar keinen Fall fehlen darf – einem Häubchen leckerer Sahne. Eine lange und viel befahrene Landstraße, die mehrfach unterbrochen wird von offener Landschaft von rötlicher Erde und gesäumt von Ahorn-Baumreihen in brillanten, herbstlichen Farben, verbindet das elegante Regensburg mit dem nicht mehr ganz so faszinierenden Vorort Pentling, der ganz aus den typischen Reihen-Häusern im Baustil der 60er Jahre besteht alle mehr oder weniger gleich die wir mit dem Bus erreichen. Jenes in dem der Kardinal gewohnt hat ist eines der letzten. Eine Trockenmauer isoliert es teilweise von der Straße und verhindert den Blick auf die Rückseite. Die blauen Rollladen sind alle komplett heruntergelassen. Über den Metallzaun hinweg, nur durch das leuchtende violett einiger wild wachsender Blumen und einiger kleiner weißer Beeren, erkenne ich – zwischen den Halmen des ungepflegten Rasens voller abgestorbener, trockener Blätter – einige kleine Äpfel, die auf die Erde gefallen sind. “Man merkt, dass hier der Besitzer fehlt” unterstreicht Siegfried traurig und sagt damit etwas, das ich auch dachte und was mich jetzt noch wehmütiger werden lässt, da ja bekannt ist, dass der Besitzer des Hauses hier niemals mehr wohnen können wird. Lediglich ein paar Gartenwerkzeuge, die bei dem kleinen Brunnen abgestellt sind, lassen auf die Präsenz eines menschlichen Wesens schließen. Aber unser Besuch in Regensburg wäre nicht vollendet gewesen, hätten wir nicht auch noch schnell das Familiengrab der Ratzingers besucht auf dem kleinen und schlichten Friedhof von Ziegetsdorf, wo wir am späten Nachmittag ankamen, genau fünf Minuten vor der Schließung. Wir gingen schnell auf den kurzen Kiesweg und so als ob wir den Ort schon immer gekannt hätten, biegen wir nach links ab. Ein kurzer Stopp für ein dankbares und intensives Gebet für den Vater, die Mutter und die Schwester und ein Segen mit Weihwasser beendet diesen für uns unvergesslichen Tag. Regensburg: Stadt der Türme, Stadt der Träume, wie eine Touristikbroschüre beschreibt. Was mich betrifft, hat sich an diesem Ort einer wirklich erfüllt.

18. November 2007








HERR KAPELLMEISTER RATZINGER



















Tre intense espressioni di Monsignor Georg.


DUE SPLENDIDI RITRATTI




WER GLAUBT IST NIE ALLEIN

Un'inquadratura particolarmente originale
nel giardino della casa di Pentling.

DOMKAPELLMEISTER







































































VIDEO: CITTADINANZA ONORARIA (2009)

DALL'ALBUM DI FAMIGLIA (1955)

Georg con i genitori davanti alla casa di Hufschlag nel 1955.